Schon wieder 2 Wochen vergangen. Die Zeit vergeht so
schnell! Letztes Wochenende habe ich bei meinen Verwandten hier in Pretoria verbracht.
Am Samstagmorgen ging es zum „REAL TALK“, wo zum Thema Rassismus in Südafrika 6
berühmte Persönlichkeiten ihre schwarze bzw. weiße Perspektive dargelegt haben.
Super Spannend, auch wenn es immer noch
schwer für mich ist die ganze Geschichte von Südafrika zu durchblicken, weil
Südafrika echt Multikulti ist. Südafrika wird deshalb auch „Rainbow Nation“
genannt, denn etwa
80 % der gesamten Bevölkerung sind „Schwarze“. Die größten Gruppen sind die Zulu, Xhosa, Basotho, Venda, Tswana, Tsonga, Swazi und Ndebele. Der Anteil der „Weißen“
beträgt etwa 9 %. Hauptsächlich sind dies Nachfahren niederländischer,
deutscher, französischer und englischer Einwanderer, die ab dem Ende des 17.
Jahrhunderts nach Südafrika gekommen sind. Sie haben im Laufe der Zeit eine
neue Sprache entwickelt, die sich „Afrikaans“ nennt und dem Niederländischen
ziemlich ähnelt. Etwa 9 % werden zu den „Farbigen“ gezählt. Die wenigen
Asiaten, die man hier antrifft, sind indischer Herkunft, die in der Mitte des
19. Jahrhunderts ins Land geholt wurden, um auf den Zuckerrohrfeldern Natals zu arbeiteten oder als
Händler in den Städten lebten.
Die
Folgen der Apartheid sind noch deutlich zu erkennen, denn die unterschiedlichen
Bevölkerungsgruppen leben häufig getrennt und die „Weißen“ sind trotz
Minderheit immer noch die reicheren. Die jetzige Regierung versucht allerdings
dagegen zu wirken, indem beispielsweise die „Weißen“ ein besseres Abitur
brauchen um in die Uni zu kommen als die anderen Bevölkerungsgruppen. Wie ich das finden soll weiß ich allerdings
auch nicht, weil man die Einheimischen ja dann wieder in „Rassen“ unterteilt. Allerdings
kann ich mir auch noch nicht wirklich eine Meinung dazu bilden, weil ich dafür
das Land noch nicht genug kenne. Aber ich kann sagen, dass ich immer wieder
entsetzt bin, wie schlimm die Apartheid war. Letztens erst habe ich wieder
erfahren, dass sich neben der Brücke auf meinem Arbeitsweg ursprünglich noch
eine zweite befand. Die eine war für die „Weißen“, die andere für die
„Schwarzen“. Auch gab es „weiße“ Shops und
es war verboten, Menschen aus anderen Bevölkerungsgruppen zu heiraten.
Am Nachmittag wurden dann die Rugby Weltmeisterschaften
geschaut, bei der Südafrika gegen Wales gewonnen hat! Nachts gab es dann
nochmal ein Schwimmen, bevor es Sonntagmorgen zum deutschen Gottesdienst ging.
Generell sind die Leute hier gläubiger als in Deutschland. Auch bei mir auf der
Arbeit wird vor jedem Meeting gebetet und Bibelverse besprochen. Sonntagnachmittag
ging es dann hoch auf einem Berg mit super Aussicht auf Pretoria und danach zum
Regierungsgebäude „Union Building“. Man
sah deutlich, dass Pretoria flächenmäßig echt groß ist und zu Johannesburg fast
einen fließender Übergang bildet. Auch die vielen für Pretoria bekannten Jacaranda
Bäume machen Pretoria super schön! Die blühen leider immer nur eine ganz kurze
Zeit, sodass sie jetzt nach einem Regen wieder kahl sind.
Am nächsten Freitag war eine große Demo gegen die
Studiengebühren und Jonny, Frieda und ich haben uns der Demo spontan
angeschlossen. Selbst bei einer Demo singen und tanzen alle und das verdammt
gut. Der Marsch hat vor unserem TLF Büro gestartet und ging dann bis zu den
Union Buildings, wo sich alle Demos aus allen Richtungen zusammen versammelt
haben. Alles verlief friedlich, bis leider einige Radikale gekommen sind. Die Radikalen
haben wir auch selber kennengelernt, denn wir dachten sie wären friedlich wie
die anderen und sind ihnen quasi entgegen gegangen. Jedoch wurden wir plötzlich
von Steinen abgeworfen und man wollte uns nicht mehr weglassen. Aber wir sind
dann einfach gerannt und uns ist zum Glück nichts passiert! Auf dem Weg nach
Hause sind wir mit dem Minibus Taxi (VW Bus) gefahren. Es gibt kaum öffentliche
Verkehrsmittel und deshalb findet man überall hier die Minibus taxis wie die
Tuk-Tuks in Thailand. Du kannst an der Straße einfach die Hand ausstrecken und
dich dann in den meist völlig überfüllten Bus setzten. Das Geld wird dann
einfach von hinten nach vorne zum Fahrer vorgegeben.
Am letzten Samstag war ich mit allein meinen Mitarbeitern auf
einem Retreat. Der Ausflug war mitten im Grünen und es war schön auch außerhalb
der Arbeit sich mit den Mitarbeitern zu unterhalten. Das Gelände, auf dem wir
waren, war mitten in der Wildnis und total schön. Wir haben an dem Tag
gemeinsam das letze Jahr reflektiert und außerdem sollten wir mit den Bäumen
reden und uns in ihnen wiederfinden, was mich irgendwie an Waldorf Schulen
erinnert hat. Nach dem Mittagessen von
KFC gab es auch noch Übungen zum Team Building. Am Abend ist unsere WG,
inklusive Besuch von anderen deutschen Freiwilligen, noch in eine Shisha Bar
mit Tanzfläche gegangen.
Am Sonntag sind wir in einem weiter entfernten Supermarkt
gegangen und ihr könnt es nicht glauben, aber es gab richtiges deutsches
importiertes Schwarzbrot! Außerdem hat sich unsere WG ein Grill zugelegt, den
wir auch gleich abends ausprobiert haben. Sonntagabend haben wir uns nämlich
vorgenommen als WG immer gemeinsam zu kochen.
Morgens geht’s im Rahmen von TLF nach Soweto, wo Mandela
aufgewachsen ist. Mein Coordinator ist dort auch aufgewachsen und will uns
deutschen Freiwilligen morgen seine Heimat zeigen. Ich bin schon gespannt!