Dienstag, 22. September 2015

1 Jahr Südafrika!


Ich hab mich nun doch entschieden einen Blog zu machen, weil es so einfacher ist, allen zu berichten.
 
Die ersten Wochen waren so super spannend und ich hab so viele neue Eindrücke gewonnen, dass wenn ich jetzt schon wieder gehen müsste, ich mein ganzes Leben immer wieder drüber reden könnte. Weil so viel passiert ist, fällt es mir echt schwer es in Worte zu fassen. Ich versuch mich auch knapp zu halten, damit es kein Roman wird. J

Nach 18 Stunden Flug  von Frankfurt nach Johannesburg bin ich müde aber dennoch mit voller Vorfreude angekommen. Von 3 Mitarbeitern von TLF wurden wir vom Flughafen abgeholt und mit dem Auto 30 min nach Pretoria gebracht. Welches schon ein kleines Abenteuer war, da es erstmals seit Mai wieder geregnet hat und unsere ganzen Koffer auf einem offenen Auto transportiert wurden. In der WG wurden wir herzlichst mit gekochtem Essen (was super kam nach dem Flugzeugessen) von unseren Hauseltern und 2 Freiwilligen, die schon 1 Woche vorher angereist waren, sowie der Studentin aus dem Kongo empfangen. Wir 11 Freiwilligen und die Studentin aus dem Kongo werden gemeinsam in der spärlichen eingerichteten WG für 1 Jahr leben. Nach der Zimmerverteilung mit anschließendem Möbeltausch und Einrichten bin ich dann ins Bett gefallen.

Am nächsten Morgen ging es dann zur Devotion, eine Art Gottesdient, wo alle Mitarbeiter von TLF sich jeden Freitag versammeln. Dort wird über bestimmte Themen/ Bibelverse diskutiert, gemeinsam Gospel Lieder gesungen und nach einem Snack aus Kaffee und Tee werden dann die Neuigkeiten von jedem Projekt vorgestellt. Auch wir 11 Freiwilligen wurden vorgestellt und herzlichst Willkommen geheißen. Ein bisschen Heimatgefühl gab es dann anschließend beim Lebensmitteleinkaufen, da es so gut wie alle Produkte wie bei uns in den Supermärkten gibt (außer meinem geliebten Käse und Schwarzbrot). Für die Flasche Wein mussten wir zu einem extra Laden gehen, da der normale kein Alkohol verkauft.

Wir wurden schon gleich zu einer traditionellen südafrikanischen Hochzeit von einer Mitarbeiterin eingeladen und somit ging es Sonntagmorgen schon gleich raus zum Township. Leah, eine Mitarbeiterin von TLF, wollte uns morgens um 8 abholen. Natürlich haben wir uns wie aus Deutschland noch gewohnt pünktlich fertig gemacht, jedoch ist sie natürlich erst eine Stunde später gekommen. Ich werde mich noch an die suedafrikanische Verständnis von Zeit gewöhnen müssen. In den Townships leben ärmere Menschen und somit gibt es fast nur Häuser aus Blech und die Nachbarn teilen sich gemeinsam eine Toilette im Garten. Die Braut trug einen Schuh auf dem Rücken, da es immer noch in Strömen goss und mit dem Schuh am Rücken sollte das Unwetter wegziehen. Da es keine Weißen in den Townships gibt, wurden wir als special guests empfangen, indem wir als Erste Essen bekamen und unsere Sitzplätze ziemlich nah am Brautpaar waren, obwohl wir sie vorher noch nicht einmal kannten. Irgendwie war das etwas unangenehm. Auch gefühlte alle 5 min wollte jmd. mit uns ein Foto machen, einfach nur weil wir weiß sind. Zur Tradition gehörten auch die traditionellen Tänze und das Schlachten einer lebendigen Ziege vor den Augen der Gäste um sie später beim Buffet zu servieren.

In den nächsten 3 Tagen hatten wir dann ein Seminar gemeinsam mit allen neuen Mitarbeitern von TLF. Dort haben wir dann mehr über die Struktur von TLF und Näheres über die einzelnen Projekte erfahren sowie Statistiken ueber Entwicklungen und Problemen in Städten in Südafrika gesehen.  TLF hat Projekte mit Obdachlosen, psychisch Kranken, Frauen und Kindern und anderen „vulnerable“ Menschen.

Bezüglich meiner Arbeitsstelle werde ich morgens immer im Inkulokelo Center in der Vorschule arbeiten und nachmittags mache ich das Projekt Vana Va Hina, wo ich jeden Nachmittag zu unterschiedlichen  Projekten von TLF gehe und dort mit den älteren Kindern Programm mache, indem wir Hausaufgabenbetreuung machen, sowie ihnen spielerisch Kinderrechte und andere wichtige Themen wie Umgang mit Geld und etc. nährbringen. Mit einer Einheimischen gemeinsam übernehmen wir die middle class in der Vorschule, d.h. die 4-5 Jährigen. Außerdem werde ich mit den anderen Freiwilligen für das Holiday Programm zustaendig sein.

Mir fällt es jetzt nach mehreren Tagen immer noch schwer mir die Namen der Kinder und generell der Menschen zu merken, da es hier einfach mal 11 Landessprachen gibt und ich die Namen dementsprechend noch nie zuvor gehört habe. Total schön finde ich, dass alle Namen hier eine Bedeutung haben.

Bei so vielen lebensfrohen und freundlichen Menschen kann man gar nicht denken, dass hier die Kriminalität eine größere Rolle spielt. Jeder Gebäudekomplex ist hier mit hohen Zäunen umgeben und auch wir haben Security auf unserem Gelände, sowohl tagsueber als auch nachts.  Sogar auf meiner Arbeitsstelle wurde mir von meinen Mitarbeitern immer wieder ans Herz gelegt, dass ich Wertsachen nicht aus meinem Blickfeld verlieren sollte, da auch dort geklaut wird. Sobald es dunkel wird sollten wir auch nicht mehr alleine unterwegs sein, außer wir sind eine größere Gruppe. Von anderen jetzigen deutschen Freiwilligen wurde uns auch schon berichtet, dass sie überfallen wurden. Jedoch muss ich sagen, dass ich mich trotzdem immer sicherer fühle, sei es auf dem Arbeitsweg und auch sonst in der Stadt. Mit den Straßenverkäufern und Obdachlosen grüßt man sich nun schon und alle Mitarbeiter von TLF haben immer ein Auge auf uns, beispielsweise an dem einem Nachmittag, als eine Freiwillige und ich nach Hause gegangen sind, haben sie beobachtet, dass uns jmd. verfolgt hat und uns dann zurück gerufen und  anschließend dafuer gesorgt, dass wir sicher nach Hause kommen. Also generell fühl ich mich sicher tagsüber, besonders wenn ein local dabei ist und wenn ich bestimmte Sicherheitsbestimmungen beachte kann mir nichts passieren.

Wir wohnen in einem Wohnkomplex in der Innenstadt von Pretoria, welches vorher die alte Feuerwehrwache von Pretoria war. Die neue ist ganz in der Nähe und wir hören häufiger die Sirenen, besonders weil die Fenster hier nicht so wirklich dicht sind. In unserem Viertel Wohnen nur Schwarze, sodass wir Weißen sehr auffallen und sie wissen, dass wir Deutsche sind, weil jedes Jahr neue herkommen. Um uns herum gibt es viele Parks und die nächste Shopping Mall ist zu Fuß 3 min entfernt, was super ist, da man die Einkaufstaschen nicht so weit schleppen muss. Es gibt hier aber auch viele tolle Straßenstände, wo man gut und günstig Essen, Früchte und Chips bekommen kann. Nicht weit entfernt gibt es auch ein Kino, wo man grade mal ca. 20 Rand für einen Film zahlen muss (=1,20 Euro), jedoch kennen sie hier nur salziges Popcorn und mein süßes hat mir schon irgendwie gefehlt. Letztes Wochenende waren einige von uns auf dem Oktoberfest an der Deutschen Schule Pretoria, wo wir uns wieder deutsches Bier, ne Brezel und deutsche Schlager gegönnt haben. Es war ganz komisch, dort wieder so viele Weiße zu sehen, vor allem weil dort auch so viele Deutsch konnten.

Soo ich hör jetzt erst einmal auf,
bis bald

Marlene

BILDER VON DER WOHNUNG

 Wohnzimmer/Esszimmer

Zimmer

Zimmer

 Badezimmer

Badezimmer

 Küche

Küche

 Flur


BILDER VON DER HOCHZEIT 

 Braut (links) mit Freundin

 






PS: weitere Bilder kommen, fühl mich manchmal noch unsicher mit der Kamera in der Öffentlichkeit :D