1 Jahr Südafrika!
Ich hab mich nun doch entschieden einen Blog zu machen, weil
es so einfacher ist, allen zu berichten.
Die ersten Wochen waren so super spannend und ich hab so
viele neue Eindrücke gewonnen, dass wenn ich jetzt schon wieder gehen müsste,
ich mein ganzes Leben immer wieder drüber reden könnte. Weil so viel passiert
ist, fällt es mir echt schwer es in Worte zu fassen. Ich versuch mich auch
knapp zu halten, damit es kein Roman wird. J
Nach 18 Stunden Flug
von Frankfurt nach Johannesburg bin ich müde aber dennoch mit voller
Vorfreude angekommen. Von 3 Mitarbeitern von TLF wurden wir vom Flughafen
abgeholt und mit dem Auto 30 min nach Pretoria gebracht. Welches schon ein
kleines Abenteuer war, da es erstmals seit Mai wieder geregnet hat und unsere
ganzen Koffer auf einem offenen Auto transportiert wurden. In der WG wurden wir
herzlichst mit gekochtem Essen (was super kam nach dem Flugzeugessen) von
unseren Hauseltern und 2 Freiwilligen, die schon 1 Woche vorher angereist
waren, sowie der Studentin aus dem Kongo empfangen. Wir 11 Freiwilligen und die
Studentin aus dem Kongo werden gemeinsam in der spärlichen eingerichteten WG für 1 Jahr leben. Nach der
Zimmerverteilung mit anschließendem Möbeltausch und Einrichten bin ich dann ins
Bett gefallen.
Am nächsten Morgen ging es dann zur Devotion, eine Art
Gottesdient, wo alle Mitarbeiter von TLF sich jeden Freitag versammeln. Dort
wird über bestimmte Themen/ Bibelverse diskutiert, gemeinsam Gospel Lieder
gesungen und nach einem Snack aus Kaffee und Tee werden dann die Neuigkeiten
von jedem Projekt vorgestellt. Auch wir 11 Freiwilligen wurden vorgestellt und
herzlichst Willkommen geheißen. Ein bisschen Heimatgefühl gab es dann
anschließend beim Lebensmitteleinkaufen, da es so gut wie alle Produkte wie bei
uns in den Supermärkten gibt (außer meinem geliebten Käse und Schwarzbrot). Für
die Flasche Wein mussten wir zu einem extra Laden gehen, da der normale kein
Alkohol verkauft.
Wir wurden schon gleich zu einer traditionellen
südafrikanischen Hochzeit von einer Mitarbeiterin eingeladen und somit ging es
Sonntagmorgen schon gleich raus zum Township. Leah, eine Mitarbeiterin von TLF,
wollte uns morgens um 8 abholen. Natürlich haben wir uns wie aus Deutschland
noch gewohnt pünktlich fertig gemacht, jedoch ist sie natürlich erst eine
Stunde später gekommen. Ich werde mich noch an die suedafrikanische Verständnis
von Zeit gewöhnen müssen. In den Townships leben ärmere Menschen und somit gibt
es fast nur Häuser aus Blech und die Nachbarn teilen sich gemeinsam eine
Toilette im Garten. Die Braut trug einen Schuh auf dem Rücken, da es immer noch
in Strömen goss und mit dem Schuh am Rücken sollte das Unwetter wegziehen. Da
es keine Weißen in den Townships gibt, wurden wir als special guests empfangen,
indem wir als Erste Essen bekamen und unsere Sitzplätze ziemlich nah am Brautpaar
waren, obwohl wir sie vorher noch nicht einmal kannten. Irgendwie war das etwas
unangenehm. Auch gefühlte alle 5 min wollte jmd. mit uns ein Foto machen,
einfach nur weil wir weiß sind. Zur Tradition gehörten auch die traditionellen
Tänze und das Schlachten einer lebendigen Ziege vor den Augen der Gäste um sie
später beim Buffet zu servieren.
In den nächsten 3 Tagen hatten wir dann ein Seminar
gemeinsam mit allen neuen Mitarbeitern von TLF. Dort haben wir dann mehr über
die Struktur von TLF und Näheres über die einzelnen Projekte erfahren sowie
Statistiken ueber Entwicklungen und Problemen in Städten in Südafrika gesehen. TLF hat Projekte mit Obdachlosen, psychisch
Kranken, Frauen und Kindern und anderen „vulnerable“ Menschen.
Bezüglich meiner Arbeitsstelle
werde ich morgens immer im Inkulokelo Center in der Vorschule arbeiten und nachmittags
mache ich das Projekt Vana Va Hina, wo ich jeden Nachmittag zu
unterschiedlichen Projekten von TLF gehe
und dort mit den älteren Kindern Programm mache, indem wir
Hausaufgabenbetreuung machen, sowie ihnen spielerisch Kinderrechte und andere
wichtige Themen wie Umgang mit Geld und etc. nährbringen. Mit einer
Einheimischen gemeinsam übernehmen wir die middle class in der Vorschule, d.h.
die 4-5 Jährigen. Außerdem werde ich mit den anderen Freiwilligen für das
Holiday Programm zustaendig sein.
Mir fällt es jetzt nach mehreren Tagen immer noch schwer mir
die Namen der Kinder und generell der Menschen zu merken, da es hier einfach
mal 11 Landessprachen gibt und ich die Namen dementsprechend noch nie zuvor
gehört habe. Total schön finde ich, dass alle Namen hier eine Bedeutung haben.
Bei so vielen lebensfrohen und freundlichen Menschen kann
man gar nicht denken, dass hier die Kriminalität eine größere Rolle spielt. Jeder
Gebäudekomplex ist hier mit hohen Zäunen umgeben und auch wir haben Security auf
unserem Gelände, sowohl tagsueber als auch nachts. Sogar auf meiner Arbeitsstelle wurde mir von
meinen Mitarbeitern immer wieder ans Herz gelegt, dass ich Wertsachen nicht aus
meinem Blickfeld verlieren sollte, da auch dort geklaut wird. Sobald es dunkel
wird sollten wir auch nicht mehr alleine unterwegs sein, außer wir sind eine
größere Gruppe. Von anderen jetzigen deutschen Freiwilligen wurde uns auch
schon berichtet, dass sie überfallen wurden. Jedoch muss ich sagen, dass ich
mich trotzdem immer sicherer fühle, sei es auf dem Arbeitsweg und auch sonst in
der Stadt. Mit den Straßenverkäufern und Obdachlosen grüßt man sich nun schon
und alle Mitarbeiter von TLF haben immer ein Auge auf uns, beispielsweise an
dem einem Nachmittag, als eine Freiwillige und ich nach Hause gegangen sind,
haben sie beobachtet, dass uns jmd. verfolgt hat und uns dann zurück gerufen
und anschließend dafuer gesorgt, dass
wir sicher nach Hause kommen. Also generell fühl ich mich sicher tagsüber,
besonders wenn ein local dabei ist und wenn ich bestimmte
Sicherheitsbestimmungen beachte kann mir nichts passieren.
Wir wohnen in einem Wohnkomplex in der Innenstadt von
Pretoria, welches vorher die alte Feuerwehrwache von Pretoria war. Die neue ist
ganz in der Nähe und wir hören häufiger die Sirenen, besonders weil die Fenster
hier nicht so wirklich dicht sind. In unserem Viertel Wohnen nur Schwarze,
sodass wir Weißen sehr auffallen und sie wissen, dass wir Deutsche sind, weil
jedes Jahr neue herkommen. Um uns herum gibt es viele Parks und die nächste Shopping
Mall ist zu Fuß 3 min entfernt, was super ist, da man die Einkaufstaschen nicht
so weit schleppen muss. Es gibt hier aber auch viele tolle Straßenstände, wo
man gut und günstig Essen, Früchte und Chips bekommen kann. Nicht weit entfernt
gibt es auch ein Kino, wo man grade mal ca. 20 Rand für einen Film zahlen muss
(=1,20 Euro), jedoch kennen sie hier nur salziges Popcorn und mein süßes hat
mir schon irgendwie gefehlt. Letztes Wochenende waren einige von uns auf dem
Oktoberfest an der Deutschen Schule Pretoria, wo wir uns wieder deutsches Bier,
ne Brezel und deutsche Schlager gegönnt haben. Es war ganz komisch, dort wieder
so viele Weiße zu sehen, vor allem weil dort auch so viele Deutsch konnten.
Soo ich hör jetzt erst einmal auf,
bis bald
Marlene
BILDER VON DER WOHNUNG
Wohnzimmer/Esszimmer
Zimmer
Zimmer
Badezimmer
Badezimmer
Küche
Küche
Flur
BILDER VON DER HOCHZEIT
Braut (links) mit Freundin
PS: weitere Bilder kommen, fühl mich manchmal noch unsicher mit der Kamera in der Öffentlichkeit :D